Was viele Autofahrer jeden Morgen nicht nur vermuten, sondern im Stau auch spüren: Der Straßenverkehr hat deutlich zugenommen. Dies belegen die neuen Daten der „Straßenverkehrszählung 2015“, die im Januar von der „Bundesanstalt für Straßenwesen“ und von „Hessen Mobil“ veröffentlicht wurden. Steffen Lachnit, Trainee bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern wertete die Zahlen für den Main-Kinzig-Kreis aus.
Die meist befahrene Strecke im Landkreis ist demnach die Autobahn 45 zwischen dem Langenselbolder Dreieck und dem Hanauer Kreuz: 97.500 Kfz passieren den Abschnitt täglich. Das waren im Jahr 2015 immerhin 9,1 Prozent mehr als noch fünf Jahre zuvor. „Zehn Prozent in fünf Jahren, das klingt nicht dramatisch“, bewertet Lachnit. „Wenn man aber weiß, dass die Bundesregierung für ganz Deutschland mit einem Verkehrswachstum von 9,9 Prozent von 2010 bis 2030 rechnet, wird deutlich, dass wir hier in nur fünf Jahren das Verkehrswachstum erleben, das eigentlich für einen Zeitraum von 20 Jahren erwartet wurde“, ergänzt der IHK-Mitarbeiter.
Für die A66 verzeichnete die Straßenverkehrszählung sogar eine weitaus höhere Zuwachsrate: Zwischen der Ausfahrt Erlensee und dem Hanauer Kreuz waren 2015 pro Tag 70.100 Fahrzeuge unterwegs – 42,2 Prozent mehr als 2010. Laut Lachnit zeichnen sich hier erste Engpässe ab.
Anzeichen für künftige Stauherde gibt es auch im Westen des Landkreises. Sowohl die A66 bei Bergen-Enkheim mit 24.000 Fahrzeugen pro Tag als auch die B8 („Hanauer Landstraße“) mit 20.700 Fahrzeugen pro Tag können den wachsenden Verkehr nur noch begrenzt bewältigen.
Über ihre Belastungsgrenze hinaus wird ferner die Bundesstraße B45 als Zubringer zur A3 beansprucht: „Auch wenn für die Bundesstraßen die 2015er Zahlen noch
nicht veröffentlicht sind, wird anhand der Zahlen aus 2010 deutlich, dass tausende Pendler betroffen sind. 65.000 Fahrzeuge pro Tag stehen dort in Stoßzeiten mehr, als dass sie fahren“, berichtet Lachnit.
Was kann entlasten?
„Eine Entlastung in Richtung Westen könnte der Riederwaldtunnel bringen, der allerdings frühestens im Jahr 2025 von den Pendlern genutzt werden kann. Zu einer weiteren Entspannung auf den Straßen Richtung Frankfurt dürfte die Nordmainische S-Bahn beitragen, mit deren Eröffnung aber frühestens in zehn Jahren zu rechnen ist“, analysiert Lachnit.
Kurz- und mittelfristig könnte die steigende Bereitschaft der Pendler zur Fahrradnutzung helfen. Die zunehmende Verfügbarkeit von E-Bikes in der Bevölkerung dürfte diesen Trend verstärken. „Aus diesem Grund scheint es sinnvoll, den geplanten Radschnellweg zwischen Frankfurt und Hanau zügig zu bauen“, empfiehlt Lachnit.
Auch der fast vollendete Ausbau des Glasfasernetzes im Main-Kinzig-Kreis kann dazu beitragen, das drohende Verkehrschaos abzuwenden – weil damit die Arbeit im Home-Office erleichtert wird.
„Für eine stärkere Nutzung dieser Option setzt sich die IHK ebenfalls ein, indem sie die Unternehmen auf diese Möglichkeit hinweist und in Workshops und weiteren Veranstaltungen dazu berät. Auch wenn vielleicht bald mehr Pendler wenigstens an einigen Tagen von zuhause aus online arbeiten: Der Ausbau des Straßen- und Schienennetzes ist weiter dringend. Aber spürbare Entlastungen sind davon in den nächsten fünf bis sieben Jahren nicht zu erwarten. Schnelles Internet kann dieses Problem wenigstens etwas abmildern und ist auch deswegen für unsere Region von extremer Bedeutung“, fasst Lachnit die aktuellen Herausforderungen zusammen.
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