Manuel Schneider: Landwirte sollen sich mehr Gehör in der Berichterstattung verschaffen
Größere Präsenz in den sozialen Medien/Foren: Frag doch mal den Landwirt
Offene Hoftore, größere mediale Präsentation der Höfe in den sozialen Medien und eine intensivere Positionierung auch bei gesellschaftlich kritischen Themen, darin sieht Manuel Schneider, der stellvertretenden Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Main-Kinzig, Möglichkeiten, wie die Landwirte die Bevölkerung besser über ihre Arbeit informieren und sich mehr Gehör verschaffen können. Vor allem aber könne damit einer häufig unzureichenden Berichterstattung in den Medien entgegen gewirkt werden.
Besonders die Darstellung der Landwirtschaft in vielen Medien schmeckt dem Landwirt aus Gründau überhaupt nicht. Schneider: „Wenn in Medien über die Landwirtschaft berichtet wird, geht es meist nur um Skandale. Gezeigt werden meist die „Schwarzen Schafe“ der Branche. In den seltensten Fällen wird neutral über das Leben in der Landwirtschaft berichtet und somit eine objektive Meinungsbildung des Betrachters oder Lesers ermöglicht. Häufig hat man sogar den Eindruck, dass bei bestimmten Themen bestimmte Meinungen aufgedrängt werden sollen.“
Was dem Bauernverbandsvertreter am meisten stinkt, ist die Tatsache, dass etwa bei Berichterstattungen über (mögliche) Skandale kaum ein Landwirt zu Wort kommt. Meist werden Vertreter der Gegenseite gefragt, wobei für den Gründauer Landwirt besonders erstaunlich ist, wenn etwa bei Fleischskandalen radikale Vertreter von Veganern und Vegetariern zu Wort kommen anstatt Landwirte und Metzger zu befragen.
Um dies zu ändern, hat der Bauernverbandsvertreter vor allem die Medienmacher im Visier, aber auch die eigenen Berufsvertreter im Fokus. Es dürfe Medienmachern im Zuge einer objektiven Berichterstattung nicht unangenehm sein, wenn etwa bei einem Eierskandal darauf hingewiesen wird, dass das eigene Haustier wohl wesentlich höhere Mengen an Fipronil durch die Wohnung trägt als jemals mit Eiern zu bekommen wäre. In den Medien sollte auf jeden Fall darauf geachtet werden, dass bei Skandalen im Lebensmittelbereich ein Landwirt zu Wort kommt. Schneiders Vergleich ist eindeutig: Wie es bei Problemen mit dem Auto selbstverständlich ist, einen Mechaniker zu befragen, sollte bei Fragen der Lebensmittelproduktion ein Landwirt zu Wort kommen.
Es dürfe aber auch Landwirten nicht unangenehm sein, kritische Fragen zu bestimmten Themen zu beantworten. Schneider: „Die Landwirte müssen in Zukunft bei den sie betreffenden Themen stärker Stellung beziehen bzw. mit Blick auf die Medien die Forderung erheben, stärker Stellung beziehen zu dürfen.“ Das sei ein wichtiger Weg, wie die Landwirte die Bevölkerung objektiver über das Leben in der Landwirtschaft informieren können.
Der stellvertretende Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Main-Kinzig hat aber noch weitere Initiativen im Fokus. Dazu zählen natürlich die offenen Hoftore, die heute bei vielen Landwirten im Main-Kinzig-Kreis zum Standard in der Öffentlichkeitsarbeit gehören. Schneider: „Nicht weniger wichtig ist aber die Darstellung in den sozialen Medien geworden.“ Bundesweite Plattformen haben sich hierzu entwickelt. Junge Landwirte zeigen stolz die moderne Technik oder den Umgang mit Tieren. Betriebsleiter sitzen mehrere Stunden in der Woche am Computer und versuchen mit vielen Bildern und Erklärungen der Öffentlichkeit die Landwirtschaft näher zu bringen. Der Bauernverbandsvertreter: „Und dass alles ohne romantische Verklärungen oder hochgeputschte Skandale.“
Es gibt sogar schon Seiten auf denen Landwirte direkt befragt werden können. Dabei können und sollen auch kritische Themen angesprochen werden. Beantwortet werden diese Fragen von Landwirten aus den verschiedenen Bereichen. „Frag doch mal den Landwirt“ ist eine von diesen Seiten, welche sich zum Ziel gesetzt hat, die Menschen über die Vorgänge in der Landwirtschaft zu Informieren.
Besonders erfreulich ist für den stellvertretenden Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes, dass sich auch viele Betriebe aus Main – Kinzig – Kreis an diesen Foren beteiligen.
Für Manuel Schneider ist es nicht selbstverständlich und wohl eher selten, dass ein Berufstand Zeit opfert, um die Menschen in ihrer Umgebung über ihre Arbeit zu informieren, ohne dass dabei gleich Produkte verkauft werden bzw. Profit gezogen wird. Der Bauernverbandsvertreter: „Die Landwirte im Main-Kinzig-Kreis wollen verstärkt mit den Menschen, die unsere Produkte später in verschiedenen Läden kaufen, in Kontakt treten. Wir wollen stolz zeigen, dass unsere Lebensmittel sicher sind und wir beim Anbau auf Umwelt und Gesellschaft Rücksicht nehmen.“
Jeder Verbraucher habe heute die Chance, sich auf den verschiedensten Wegen bei Landwirten zu Informieren und ihm Fragen zur Produktion und Verarbeitung zu stellen. Diese Möglichkeit sollten die Verbraucher nutzen, bevor sie ein Urteil über die die Landwirte und deren Arbeit sprechen.